Heute vor 21 Jahren (+ 1 Monat) habe ich den ersten "foxred" Labrador kennengelernt - ein guter Zeitpunkt für einen Artikel über diese Gelb-Schattierung. Anstoß war etwas, das sich zunächst wie die zigste (und nicht unnervige) Diskussion über Vermehrer-Würfe anließ, und sich dann doch zu etwas Besserem entwickelte...
In Folge habe ich mich nochmal intensiver mit den "Foxreds" beschäftigt bzw. Dinge, die ich eigentlich schon länger wusste, gedanklich neu sortiert.
Konkret geht es hier um:
Berührungspunkte
Am 7.Juli 1999 fiel mein D-Wurf nach einem gelben Rüden aus einer schwarzen Hündin. Ein Welpe, Debby, war extrem dunkel und ging zu einem Forstbeamten nach Hessen. Dass ihre gelbe Farbe irgendwie "besonders" sein könnte, wurde mir erst halbwegs klar, als ich Anfragen von Kollegen des Besitzers bekam, ob sie nicht auch so einen "rehbraunen" Labrador von mir bekommen könnten. Meine Antwort lautete "... eher unwahrscheinlich." und tatsächlich fiel mit Kermit der nächste erst 2008 in meinem Zwinger. Während ich meine erste "Sonderlackierung" also gar nicht als solche wahrnahm, kam ich wegen des mittlerweile einsetzenden Hype um die Farbe bei der zweiten nicht dran vorbei. Für den Rüden bekam ich bereits Deckanfragen als er 8 Monate alt war.
BTW dass Debby seinerzeit nicht in die Zucht ging, tut mir aus ganz anderen Gründen leid - selbst Heinz Gail seelig hielt sie für einen Ausnahmehund - "Ich wusste gar nicht, dass du so gute Hunde züchtest!" schrieb er mir, nachdem er sie beim Wesenstest gerichtet hatte... ?
Geschichte
Nun könnte man meinen, die "Foxreds" seien einfach eine neue hippe Farbvariante, vergleichbar mit "Silver", "Charcoal" und was sonst noch so aus Ami-Land zu uns herüberschwappt. In der Tat erfreuen auch sie sich leider besonderer Beliebtheit bei Vermehrern, die gerne für gepfefferte Preise den Wunsch nach Ausgefallenem bedienen ohne damit einhergehende Probleme zu berücksichtigen.
Dennoch ist die Geschichte eine völlig andere. Der erste gelbe Labrador Ben of Hyde, der bereits 1899 ins Zuchtbuch des Kennel Clubs eingetragen wurde, war eindeutig reinrassig und stammt aus zwei schwarzen Elterntieren, die beide das rezessive Gelb-Gen trugen. Ben war dunkelgelb und würde heute sicherlich von vielen als "foxred" verkauft werden. Damals war es jedoch schon schwer genug überhaupt einen gelben Labrador anerkannt zu bekommen. Bei steigender Popularität waren die "Yellows" zunächst auch weiterhin eher dunkel (Genaueres findet sich z.B. im Artikel von Anja Möller).
Erst in den 1940/50er Jahren setzten sich (wie bei den Goldens) vermehrt die helleren Schattierungen durch. Gerade im Showring waren letztere erfolgreich. So gibt es in UK nur einen einzigen Showchampion, der "foxred" ist (GB CH Wynfaul Tabasco). In jedem Fall sind Dunkelgelbe und "Foxreds" bei den Arbeitslinien häufiger, was auch sachliche Gründe haben kann. Entsprechend sind sie auch unter den FTCHs nicht allzu selten vertreten.
Wir haben es also keinesfalls mit einem neuen Trend, sondern eher mit einem Auf und Ab zu tun, bei dem das jeweils "exotischere" an Interesse gewinnt.
Vererbung
Sicher ist, dass ein "Foxred" zunächst mal genetisch gelb sein muss, also die Gene BBee, Bbee oder bbee tragen muss. Die Intensität des gelb-orangen Farbstoffs Phäomelanin wird dann zusätzlich durch zwei weitere Gene, A und C, kontrolliert. Restlos geklärt ist das "Wie?" beim Labrador aber wohl noch nicht. Genauer untersucht ist die Intensitätsfrage aber u.a. beim Nova Scotia Duck Tolling Retriever. Dort hängt die Intensität des Rottons nicht nur von einem bestimmten Gen, sondern von der Häufigkeit seines Auftretens ab. Es ist unklar (mir zumindest), ob das auch für den Labrador zutrifft, würde aber das fehlen eines simplen Gentests wie für andere Farben erklären.
Zuchtstrategien
Der übliche Weg zu "Foxreds" wäre momentan, diese gezielt zu verpaaren, alles an Gesundheitstest durchzuführen, was geht, und eventuell sogar Linienzucht zu betreiben. Das würde dann wohl auch schon als "verantwortungsvoll" angesehen werden. Dass die Nachzucht dann größtenteils kein schwarzes Pigment hätte (es gibt nur wenige, die es überhaupt besitzen), ist noch das kleinste Problem. Das gravierendere ist ein Genverlust, demzufolge rezessive Defekte auftreten, für die es keine Tests gibt und die u.U. kompliziertere Erbgänge haben. Epilepsie ist nur ein Beispiel. Es gibt endlos anderes Unerwünschtes, das dann zu Tage käme. Das ist auch der Grund, weshalb bei der Strategie "möglichst viele Tests" inzwischen leider das Ende der Fahnenstange erreicht ist, wie uns laufend nachgewiesene "neue" Erbkrankheiten zeigen.
Es wäre wünschenswert, dass bei den Zuchtvereinen intensiver in diese Richtung gedacht wird. Teils ist das auch schon der Fall. Oft weiß ich aber auch nicht, ob ich lachen oder weinen soll (wenn z.B. Inzuchtkoeffizienten von 0 über ganze vier Generationen berechnet werden und Züchterfortbildungen auch in FCI-Vereinen alles andere als die Regel sind).
Aus diesen Gründen sehe ich als einzige Möglichkeit sich Deckpartner zu suchen, die den eigenen Zuchthund optimal ergänzen, gut im eigenen Typ liegen und möglichst wenige gemeinsame Vorfahren haben. Wenn dann auch mal ein "Foxred" (MIT schwarzem Pigment!) dazwischen ist, umso schöner. Gezielt Käufer bedienen zu wollen, die diese Gelbschattierung suchen, wird aber definitiv nicht mein Weg sein - die schrecken mich eher ab.
Hoffnung macht mir aber, dass dunkelgelbe Labradors von jeher hauptsächlich in Arbeitslinien vertreten waren. Insofern interessieren mich eher Vertreter, deren Züchter nie Zeit für Field Trials hatten, sondern einfach nur gute Arbeitshunde züchten wollten. Die Suche könnte spannend werden ?